Nach einem Presseartikel über die vielfältigen Aufgaben beim WR, war für mich schnell klar, dass das etwas für mich ist. Ich griff zum Hörer und hatte ein sehr freundliches Telefonat mit der aktuell kommissarischen Leiterin der Außenstelle in Lüneburg, was kurze Zeit später in einem persönlichen Gespräch fortgesetzt wurde. Dabei erfuhr ich unter anderem, dass neben der Opferberatung auch vielfältige Aufgaben im Bereich Prävention und Öffentlichkeitsarbeit möglich sind. Weiter erfuhr ich, dass die Außenstelle Lüneburg aktuell dabei ist, sich neu aufzustellen und deshalb neue Mitglieder*Innen sehr willkommen sind.
Aber bevor ich eigenverantwortlich Opfer beraten darf, muss ich erst bei erfahrenen Teammitgliedern hospitieren. dann muss ich an einem Grundseminar teilnehmen. Überhaupt lerne ich, dass Opferberatungen immer zu zweit durchgeführt werden und man scheint beim WR viel Wert auf Teamwork und Fortbildung zu legen. Schnell kam das erste Gruppentreffen, ich lernte meine derzeitigen drei Mitstreiter*Innen kennen und kurze Zeit später hospitierte ich auch schon bei meiner ersten Opferberatung.
Gemeldet hatte sich eine junge Frau, die vor längerer Zeit Opfer einer Vergewaltigung geworden war und nun hatte der mutmaßliche Täter, ein Bekannter von ihr, erneut Kontakt aufgenommen. Wenige Tage danach kam schon der zweite Fall für mich: ein junger Mann war Opfer eines Messerangriffs geworden. Er berichtete aktuell vor allem von psychischen Problemen nach der Tat. Und wieder nur kurze Zeit später ging es um eine Frau, die im Internet auf einen Betrüger hereingefallen war und dabei viel Geld verloren hatte. Bei meinem vorerst letzten Fall handelte es sich erneut um ein Opfer einer Körperverletzung im familiären Bereich.
Wichtig in diesen Gesprächen war es für die Beratenden immer herauszufinden, welche Hilfen am dringlichsten sein könnten, aber auch Möglichkeiten und Grenzen der Unterstützung durch den WR aufzuzeigen. Ich habe gelernt, dass der WR sich vor allem als Lotse im Hilfesystem versteht, dass es dabei sowohl um finanzielle Soforthilfen gehen kann, wie z.B. einem Beratungsscheck für eine Erstberatung beim Rechtsanwalt, um eine kurzfristige Vermittlung von psychologischer Hilfe oder aber auch um eine Teilnahme an einem Selbstbehauptungstraining…..
An meinem neuen Ehrenamt gefällt mir, dass ich Leuten in Ausnahmesituationen konkret helfen kann und dass ich eine Menge lernen kann. Gut finde ich auch, dass ich dabei meine Zeit frei einteilen kann. Ich freue mich auf viele interessante Begegnungen.